Letzte Aktualisierung: 14. Mai 2025
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Unsere historische Chance – mit einer Erhöhung der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit Arbeit an den Standort Deutschland zurückholen
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In der aktuellen Arbeitszeit-Diskussion ist der Blick in aller Sachlichkeit auf Tatsachen zu richten.
Wir werden die schwierige Konjunktur- und Strukturkrise in Deutschland nicht lösen können, wenn wir nicht gegensteuern. Wir sind im dritten Rezessionsjahr und aktuell international nicht konkurrenzfähig. Insbesondere unsere Arbeitskosten sind zu hoch, die De-Industrialisierung eine direkte Folge davon. Das müssen wir stoppen und unseren Standort wieder attraktiver für Investitionen machen und weitere Verlagerungen verhindern. Dazu gehört auch, dass wir unter anderem wieder mehr arbeiten müssen.
Wir haben eine unterdurchschnittliche Wochenarbeitszeit; tariflich bei Vollzeitbeschäftigten mit 37,7 Wochenstunden, im EU-Durchschnitt mit 38,2 Wochenstunden und teilweise bis zu 40 Wochenstunden.
Wir haben im internationalen Vergleich die meisten tariflich oder vertraglich vereinbarten Urlaubstage; das sind im Schnitt 30 Tage.
Wir haben im Vergleich zu unseren Wettbewerbern eine vergleichsweise hohe Anzahl an Feiertagen; im Schnitt fallen bei den Feiertagen sieben bis neun Tage auf einen Werktag.
Wir haben mit 29,3 Prozent die vierthöchste Teilzeitquote in Europa und eine tendenziell mit rund 18,4 Stunden sehr kurze Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigten.
Und schließlich haben wir einen relativ hohen Krankenstand; in der bayerischen M+E Industrie entfallen bei einem Krankenstand von 5,7 Prozent bei etwa 250 Arbeitstagen im Jahr 14 Arbeitstage infolge Krankschreibung.
Damit hat Deutschland die kürzesten durchschnittlichen Jahresarbeitszeiten weltweit. Im Jahr 2023 arbeitete ein*e Arbeitnehmer*in in Deutschland im Schnitt 1.343 Stunden.
Das waren
- 92 Stunden weniger als in Österreich,
- 186 Stunden weniger als in der Schweiz und
- 391 Stunden weniger als in Italien.
Auch in vielen „Verlagerungsländern“ liegt die Jahresarbeitszeit deutlich höher:
- in Polen sind es 460 Stunden mehr,
- in Tschechien sind es 423 Stunden mehr.
Eine Ausweitung der Jahresarbeitszeit ist auch eine historische Chance, Arbeit zurück an unseren Standort zu holen. Investitionen müssen sich lohnen, sonst werden sie an einem anderen Ort getätigt.
Eine Erhöhung der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit kann auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden. Zum Beispiel durch eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit oder indem wir mehr Arbeitstage schaffen. Hier könnten auch allgemeine Feiertage entfallen und auch eine Diskussion über kirchliche Feiertage darf kein Tabu darstellen. Zudem können sich von Bundesland zu Bundesland Unterschiede ergeben.