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Themen und Services/Fachkräftesicherung

Letzte Aktualisierung: 13. Juni 2024

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Wenn Wissen in Rente geht

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Dr. Christoph Picker
Dr. Christoph Picker
Leiter ServiceCenter Arbeitswissenschaft / Arbeitssicherheit
Telefon +49 (0) 89-551 78-518 +mobil+ +49 (0) 160-985 102 72

In den nächsten zehn Jahren geht 30 Prozent der Belegschaft in Rente – und mit ihr auch das erarbeitete Wissen. Zusätzlich reduziert sich das Erwerbspersonenpotenzial durch den sukzessiven Renteneintritt der Baby-Boomer-Generation in den nächsten Jahren deutlich. Bis 2035 wird sich in Bayern die Anzahl der Personen – unabhängig von konjunkturellen Schwankungen – um etwa 400.000 Personen reduzieren. Arbeitskräfte- und Fachkräftesicherung haben daher für Unternehmen eine hohe Bedeutung.

Verlorenes Wissen kostet viel Geld

Nachfolger zu finden, ist aber nur der erste Schritt. In einer Gesellschaft, in der Wissen weiter an Bedeutung gewinnt, muss auch der Wissenstransfer organisiert sein. Eine besondere Herausforderung dabei ist der Übertrag impliziten Wissens, das nur in den Köpfen der Mitarbeiter existiert. Das explizite Wissen ist in der Regel gut dokumentiert. Allerdings darf gerade die Bedeutung von wertvollem persönlichen Fachwissen und die Fülle langjähriger Erfahrungen für stabil laufende Unternehmensprozesse nicht unterschätzt werden.

Neue Mitarbeiter müssen sich oft erst in ihre Rollen einarbeiten und benötigen Zeit, um das gleiche Maß an Expertise zu entwickeln, was die Effizienz und Produktivität beeinträchtigen kann. Effizienzverluste durch fehlendes implizites Wissen beziffert der Bundesverband mittelständischer Wirtschaft (BVMW) mit Kosten in Höhe von bis zu 2,5 Jahresgehältern.

Wissen rechtzeitig anzapfen

Es ist für Unternehmen daher sinnvoll, Strategien und konkrete Aktionspläne zu entwickeln, um das implizite Wissen zu bewahren und den Übergang in eine Ära ohne die Boomer-Generation nahtlos zu gestalten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten

  • Dokumentation und Aufbereitung von Wissen: Erfahrungen, Best Practices und Fachwissen sollten systematisch dokumentiert und strukturiert werden, um einen einfachen Zugriff auf das Unternehmenswissen für andere Mitarbeiter*innen zu ermöglichen.
  • Mentoring und Wissenstransfer: Durch Mentoring-Programme und gezielte Schulungen können erfahrene Mitarbeiter*innen ihr Wissen an jüngere Kolleg*innen weitergeben und diese bei ihrer beruflichen Entwicklung unterstützen. Zeitliche Überlappung im Rahmen einer Nachfolge sowie moderierte Übergabegespräche sind hilfreich.
  • Einsatz von Technologie: Moderne benutzerfreundliche Technologien, die Wissen teilen, einfach machen und spielerisch gestalten, tragen dazu bei, das Wissen im Unternehmen zugänglich zu machen und zu erhalten.
  • Förderung einer Wissen-teilen-Kultur: Unternehmen sollten eine Kultur fördern, die lebenslanges Lernen und den Austausch von Wissen unterstützt. Dies kann durch Weiterbildungsangebote und regelmäßige Schulungen geschehen. Das Bilden von Tandems, der Aufbau von Patenschaftsprogrammen und interner Kommunikationsmaßnahmen unterstützen dies ebenfalls.

Unsere regionalen Ansprechpartner Arbeitswissenschaft helfen Ihnen gerne weiter.

Neue Möglichkeiten durch KI

Der technologische Fortschritt erzeugt viel neues Wissen, hilft aber auch beim Wissenstransfer. Die Möglichkeiten, die sich beispielsweise durch multimodale generative KI ergeben, zeigen sich gerade erst. Die Einführung digitaler Werkzeuge und Plattformen macht die Wissensübertragung dabei nicht nur strukturierter, sondern auch aufwandsärmer.

Kein Platz für Herrschaftswissen

Wissenstransfer ist aber kein Selbstläufer. Es gibt viele individuelle, kulturelle, technische oder organisatorische Barrieren, die es zu überwinden gilt. In der Vergangenheit stand beispielsweise die subjektiv empfundene Angst weit oben, durch Wissensweitergabe die eigene Stellung im Unternehmen zu gefährden.

Da Wissenstransfer de facto nicht erzwingbar ist, spielt Vertrauen eine wesentliche Rolle. Aber selbst mit bester Absicht können eingeschränkte Fähigkeit von Mitarbeitern zur Verbalisierung und Visualisierung Grenzen setzen wie auch der zeitliche Umfang, der für den Austausch zugestanden wird oder die technisch-organisatorische Rahmenbedingungen.

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