Europa ist ein starker Wirtschaftsraum, verliert global aber sukzessive an Bedeutung, sowohl als Produktionsstandort als auch als Absatzmarkt. Die Länder der EU sind nach wie vor bedeutende Industriestandorte, doch sie büßen an internationaler Wettbewerbsfähigkeit ein – nicht nur gegenüber den dynamisch wachsenden Schwellenländern, sondern auch im Vergleich zu anderen Industriestaaten. Die Integration im europäischen Binnenmarkt ist für die europäischen Volkswirtschaften von großer Bedeutung. Zusätzlich ist die EU auch mit den anderen Weltregionen eng vernetzt, wodurch Wertschöpfung und Beschäftigung in Europa gesichert werden.
Die weltwirtschaftlichen Kräfteverhältnisse werden sich weiter verschieben. Europa wird allein schon aufgrund der demografischen Entwicklung an ökonomischerBedeutung einbüßen. Dennoch muss die EU den internationalen Wettbewerb annehmen und die großen Chancen auf den bisher wenig erschlossenen Märkten ergreifen. Die EU muss bewährte Partnerschaften erhalten und gleichzeitig neue Kooperationen eingehen, um ihre Handelsbeziehungen zu diversifizieren. Zugleich muss sie den globalen Freihandel entschlossen verteidigen. All dies kann die EU nur mit Selbstbewusstsein und aus einer Position der Stärke heraus angehen. Dazu muss sie den Einigungsprozess gezielt intensivieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit mit einer wirtschafts- und innovationsfreundlichen Politik verbessern.
Das heißt konkret:
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Europa muss auf Freihandel und Globalisierung setzen: Freihandel und internationale Arbeitsteilung führen zu Wohlstand und Beschäftigung. Gerade Europa, das demografiebedingt Wachstumspotenzial verliert, ist auf einen freien Waren- und Dienstleistungshandel angewiesen.
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Europa muss seinen Standort und seine Wettbewerbsfähigkeit stärken: Um weiterhin von der Globalisierung profitieren zu können, braucht Europa einen wettbewerbsfähigen Standort, an dem Wertschöpfung, Investitionen und Innovationen möglich sind, vor allem im industriellen Bereich.
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Europa muss als Wirtschaftsraum stärker werden: Nur eine geeinte und intern gefestigte EU kann nach außen stark und selbstbewusst auftreten. Dazu muss der Binnenmarkt vertieft und weiterentwickelt werden.
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Europa muss sich für den regelbasierten Welthandel und für fairen Wettbewerb stark machen: Die EU muss sich gemeinsam mit möglichst vielen Partnern für eine Reform der Welthandelsorganisation (WTO) einsetzen, um wieder ein verlässliches und faires multilaterales Handelssystem sicherzustellen. Da, wo unfaire Handelspraktiken den Wettbewerb auf dem EU-Binnenmarkt verzerren, kann die EU unilaterale Maßnahmen ergreifen, die verhältnismäßig und WTO-konform ausgestaltet sind.
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Europa muss bilaterale Handelspartnerschaften forcieren: Parallel zu einer Reform der WTO muss die EU auch bilaterale Abkommen mit wichtigen Wirtschaftsräumen vorantreiben, um vom Freihandel zu profitieren und Abhängigkeiten durch Diversifizierung zu minimieren.
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Europa muss einer Bi-Polarisierung der Weltwirtschaft entgegenwirken: Es ist im europäischen Interesse, sowohl mit den USA als auch mit China gute und stabile Wirtschaftsbeziehungen zu unterhalten. Die EU muss der zunehmenden Bi-Polarisierung der Weltwirtschaft entgegenwirken und als eigenständiger Wirtschaftsraum agieren.